Das Ende des letzten Jahres war sehr unwirklich. Da hat meine Welt den Atem angehalten, und ich bin aus der Zeit gefallen. Um 0.50 Uhr kam ein Anruf, den ich hätte nie bekommen wollen: Drei Stunden, nachdem ich meine Mamel besucht hatte, war sie gestorben.
Ja, der Tod gehört wohl zum Leben. Aber nein, ich kann ihn nicht einfach akzeptieren.
Ich wusste nicht, was Herzstillstand und Wiederbelebung, künstliches Koma und Intensivstation tatsächlich bedeuten. Und als ich dachte, ich hätte es begriffen – war ich trotzdem nicht vorbereitet.
Nun ist das Leben nicht mehr dasselbe. Die Tage sind anders, die Nächte auch. Es ist die schlimmste Zeit in meinem Leben. Es ist eine unglaubliche Überwindung, so großen Schmerz zuzulassen.
Es ist aber auch das größte Glück, solch eine Mutter gehabt zu haben.
Meine Mamel hat mich vom ersten Atemzug an geliebt. Und als ihre beiden Enkel auf die Welt kamen, hat sich ihre Liebe nicht geteilt, sondern vervielfacht. Es ist unglaublich, dass so viel Liebe in einen so zierlichen Menschen passt! Sie hat es verstanden, andere glücklich zu machen. Sie hat das Gute beschützt. Unser Leben war eine große Freude. Wie sehr ich sie vermisse …
Nun hat die Trauerzeit begonnen und auch der Alltag. Das also, wovor ich mich besonders gegrault habe. Zu meiner Überraschung erreichte mich auf die Traueranzeige herzlich tröstende Post in der Redaktion. Das ist ja nicht selbstverständlich. Dass die Welt kalt und oberflächlich ist, muss jedenfalls ein Gerücht sein. Die Briefe von Lesern haben mich tief berührt. Dafür bedanke ich mich heute aufrichtig. Besonders am Herzen liegt mir dies: Liebe Frau Reinemann, ihre Lebenseinstellung ist wunderbar und die Liebe zu ihren beiden Söhnen ist die richtige Antwort.
Ein Hoch auf alle liebenden Mütter!