Eine Frau wird in einer Bibliothek gefragt, ob sie den "Mann ohne Eigenschaften" kenne. Natürlich kennt sie ihn. Sie hat ihn geheiratet. Das Neueste vom der Cartoonisten Flix


So funktioniert Humor. Immer geht es um die kleine Attacke des Gewöhnlichen - um die eine Meinung, nicht um die andere. Sie klingt ein wenig fies, aber niemals routiniert. Das ist die Pointe.
Frauen sind da sehr begabt, wenn sie über Männer reden. Sie sagen Dinge wie: "Er wird nie ein richtiger Mann wie seine Mutter!" Männer können auch ganz gut über Frauen scherzen: "Schatz, 99 Prozent aller Fehler sitzen vor dem Computer!" Und Frauen können auch sehr gut über Frauen: "Hübsches Pelzmäntelchen! Wie viele Muppets mussten dafür sterben?"
Es gibt so viele Möglichkeiten, sich humorvoll zu begegnen. Warum lässt ausgerechnet die Humor-Branche diese Chance oft ungenutzt? Anstatt tückische Pfeile nach außen zu senden, werden brachiale Gefechte untereinander ausgetragen. Gerade erst war das beim Richling-Hildebrandt-Streit zum "Satire Gipfel" in der ARD zu erleben. Da ging es wieder einmal darum, wie viel oder wie wenig "Kabarett" mit "Comedy" zu tun haben möchte. Und auch in der Zeichnerszene gibt es Künstler, die Wert darauf legen, "Karikaturisten" und keine "Cartoonisten" zu sein. So als ließe sich alles in U und E unterteilen, mündet vieles im Kategorisierungswahn.
FlixGut, Frauen und Männer lassen sich kategorisieren ("Käsefüße" und "Schuhtick"). Aber Humor? Es gibt den allgemeingültigen und den individuellen - doch bis heute ist es noch niemandem gelungen, Humor zu definieren. Zum Glück! Wird der Humor also von der Branche ernster genommen als das Leben? Da möchte sich die Nussecke von der Bäckerei nebenan aus Protest verbrennen. Da kann der Verbraucher von genmanipuliertem Mais nur beide Köpfe schütteln. Verstehen Humoristen etwa keinen Spaß?
Doch, natürlich. So zeigt der Cartoonist Flix von heute an, wie man humorvoll die Wirklichkeit übertrifft: Seine neue Ausstellung in der Cartoonfabrik (am Boxhagener Platz) vereint zwei Randgruppen in einer. Genau: Mann und Frau. Den einen mag dies zu unpolitisch sein. Den anderen ist es weltklug genug.
Es gibt eben immer zwei Meinungen: die eigene und die falsche.

 

Berliner Zeitung, 21.03.2009