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Wenn die Kinder aus dem Haus gehen und eine Wohnung suchen, wenn sie dabei Rücksicht auf die Eltern nehmen, weil sie noch kein eigenes Geld verdienen und, wenn sie etwas „nahezu preiswertes“ gefunden haben – dann steht vor einem immer eine Riesenschlange.
Heute war wieder Wohnungsbesichtigung.

Immer wieder sonntags: Es war nicht die erste, nicht die zweite, nicht die fünfte Besichtigung. Indes ist es für uns schon die ganz normale  Wochenendbeschäftigung. Und wir treffen unter den zig Bewerbern immer öfter alte Bekannte wieder. Man tauscht Ratschläge und Erfahrungen aus.

WarteschlangeWenn es dabei heißt, die Wohnung sei „günstig“, dann bedeutet das immer auch: halb so viel Platz für doppelt so viel Miete. Die Preise sind rasant gestiegen. Und offenbar kommt auch noch ein Studentenzuschlag dazu – jetzt, wo das neue Semester beginnt.
Keine Ahnung wie unsere Stadtentwicklungssenatorin darauf kommt, dass die Mietpreise nicht explodieren würden. Ingeborg Junge-Reyer (SPD) jedenfalls meint, der Markt „normalisiere sich nur“. Keine Ahnung auch, wie man behaupten kann, Berlin habe noch immer einen entspannten Markt. Im Niedrig- und Mittelpreis-Angebot ist die Suche in Wirklichkeit eine Herausforderung, die einhergeht mit vielen Kapitulationen.

Die Wünsche, dass ein Balkon und eine Badewanne schön wären, sind längst davon gewischt. Nach jeder Besichtigung macht man einen Kompromiss mehr. Übrig geblieben vom einstigen Anspruch ist nur noch dies: kein Erdgeschoss und kein übler Geruch. Mehr bzw. weniger will man nicht.

Heute waren zumindest sehr lustige Menschen in der Schlange, es wurde viel gelacht. Ein Nachbar kam raus, wunderte sich über die Völkerwanderung, lachte mit und lud Wartende auch in seine Wohnung ein: „Dit is doch derselbe Schnitt.“

Na das war doch ein netter Termin, sagten wir uns und verabschiedeten uns winkend von den anderen. Bis nächste Woche.
Ja, ganz bestimmt. Wir treffen uns am Ende der Schlange. Wie immer. Schönen Restsonntag noch!