Wie aus der Farbe Schwarz meine Glücksfarbe wurde - auch, wenn es ab und zu
zu Missverständnissen kommt.

Als Kind dachte ich: Wenn meine Mama weiß ist und  mein Papa schwarz – warum bin ich nicht grau geworden? Farben verwirrten mich, und ich war noch sehr klein.
Damals wohnte meine Familie noch in Berlin-Lichtenberg. Ab und zu kam uns dort auf der Pfarrstraße eine ältere Dame entgegen, die meinen Vater anfasste und dann begeistert rief: „Heute habe ich Glück!“
Schornsteinfeger„Warum hat sie jetzt wegen Pappy Glück?“, fragte ich.
„Sie denkt, dein Vater ist ein Schornsteinfeger“, sagte Mamel.
„Aber das ist er doch nicht.“
„Nein. Aber sie ist selig!“
Da begriff ich, dass Schwarz glücklich machen kann. Seitdem ist es meine Lieblingsfarbe. Bis heute trage ich nur schwarze Kleidung (macht auch schlanker). Niemand sah mich je in Lila oder Türkis.
Ich finde Farben im Alltag sowieso gewagt: Trägt zum Beispiel jemand ein gelbes Shirt bei Ikea – frage ich ihn automatisch, wo ich „Ludde“, „Boksel“ oder „Malm“ finden kann. Und ein rotes Shirt bei Hellweg genügt – schon  frage ich nach „Praktikus“, „Fundamo“ oder „Düwi“. Oft irritieren mich Kunden, weil ich sie für Verkäufer halte. Also ich finde: Die Menschen sollten mal vor dem Einkauf bedenken, wo sie was anziehen: Niemals Gelb im Möbelhaus oder Rot im Baumarkt! Kann doch nicht so schwer sein.

Diese Woche war ich spätabends noch in einem Restaurant. Auf dem Weg zu meiner Jacke rief ein Mann:
„Fräulein, würden Sie uns bitte die Speisekarte bringen?“
Ich dachte: Warum nicht?
Doch dann wollte er gleich eine Bestellung aufgeben.
Ich fragte ihn: „Mein Herr, wollen Sie mich einschüchtern? Sehe ich aus wie die Bedienung?“
Er musterte mich und antwortete: „Ehrlich gesagt – ja!“
Oh, das ist ein Missverständnis. Ich erklärte ihm, dass ich Schornsteinfeger sei und nur Glück bringe – aber keine Getränke.