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Jetzt ist es mir auch passiert: Ich kann mir den Lärm nicht mehr wegdenken und spüre die Bässe auf meiner Couch. Nein, ich will nicht hochgehen, mich bei dem neuen Nachbarn beschweren und ihn anbellen. Dafür bin ich noch zu jung.

 

 

BaumEines Tages treffe ich den Neuen im Fahrstuhl. "Pardon Madame, es dud mir leid. Isch wuste niecht, dass die Mjusique so laud ist", sagt er. Mein Gott, dieser französische Akzent erweicht mich. "Ist ja kein Problem", höre ich mich sagen.

Kein Problem?, fragt mein Mann, als ich ihm von der Begegnung erzähle. Das hätte er aber jeden Abend anders erlebt. Mein Mann muss etwas lauter sprechen, weil von oben die Musik schon wieder lärmt. Allmählich komme ich wieder auf Betriebstemperatur und sage: "Ja, du hast recht, es ist ein Problem! Ich gehe jetzt hoch und lese ihm seine Rechte vor!"

Da klingelt es an unserer Tür. Unser Nachbar hält eine Flasche Sekt in der Hand. Am Sonnabend plane er eine Party, es könne laut werden, er wolle sich schon mal "ändchuldigen". Was für ein netter Kerl!

Ich eile mit dem Sekt ins Zimmer und rufe: "Santé!"
Mein Mann ist irritiert. "Aber Monsieur", sage ich, "so ist das Leben".
Mal ist man der Hund, mal ist man der Baum.