Drucken

Eines Abends zog sich mein Mann zurück. Ging einfach ins Bett, sagte irgendwas von nicht-so-wohl-fühlen und stand nicht mehr auf.  Ich dachte: Männer! Da ist jeder Schnupfen gleich eine Katastrophe. Wahrscheinlich schmollt er nur.
Doch dann...

 

Arzt

Zwei Tage später.
Ich höre, dass mein Mann die Wohnung verlassen will - da rolle ich mich  mit letzter Kraft  vom Bett, krieche zur Tür und rufe: „Iss  bloß nicht vom Auflauf! Ich muss dich warnen! Dein Auflauf!“

Hinter mir lag eine  fiebrige Nacht, morgens kroch ich auf allen Vieren, tagsüber war ich schlapp. Und wortlos. Wortlos ist ein sehr ernstes Zeichen. Und in der nächsten Nacht wurde  es noch elender.  Es folgte ein Anruf beim  Notdienst.
Als der Notarzt unten klingelte, wartete mein Mann schon in der Wohnungstür. Der Fahrstuhl war zu hören, jemand stieg aus, und plötzlich – flog ein Arztkoffer durchs Treppenhaus. Aber wo war der Arzt?

Er lag auf dem Boden. War beim Aussteigen ausgerutscht auf dem blank gewienerten Hausflur. Und: Er  war sauer. Mein Mann wollte helfen, aber der Arzt wimmelte ihn ab und brummte, er wolle „jetzt nur ein Zimmer, in dem er Ruhe“ hat.
Nach zehn Minuten frage ich meinen Mann, wo denn der Arzt sei. Es hatte doch geklingelt?
„Er ist im Wohnzimmer, hatte einen Unfall  und muss sich erst mal selbst versorgen. Erzähl’ ich dir nachher.“
Ich stöhne aus dem einen Zimmer, der Arzt aus dem anderen. Wir haben Schmerzen. Eine seltsame Situation. Ich rappel mich auf, robbe los und und frage besorgt den Arzt, ob ich  ihm „einen Arzt rufen“ soll.
„???“
Der Arzt schaut mich mürrisch an. Jetzt ist er auch auf mich sauer.

Später krieche ich zu meinem Mann und entschuldige mich: