Glück sei nicht das Wichtigste im Leben, sagte mal ein deutscher Philosoph. Nun ja, es ist auch sein Job, Dinge zweifelnd zu betrachten. Ich sehe das anders.
Als wir im Dezember in Sizilien Urlaub machten, fiel jedenfalls das Glück vom Himmel. Gleich in der ersten Nacht sahen wir drei Sternschnuppen. Doch in der zweiten passierte mir das Absurdeste, was einem passieren kann: Ich war wunschlos glücklich. In den nächsten Tagen dachte ich mir fieberhaft schlaue Wünsche aus, um besser auf die Nächte vorbereitet zu sein.
Nach einer Woche erfüllte sich ein Wunsch: Schon seit Tagen pulsierte der Ätna – es klang wie ein tiefer Herzschlag aus einem Bergwerk – und dann brach er tatsächlich aus! Er spuckte Feuer, ich sah zum ersten Mal in meinem Leben, wie Lava durch die Luft geschleudert wurde und den Berg herunterkroch; es gab drei Druckwellen und ein paar Fenster zersprangen. Das war etwas beängstigend und sehr faszinierend. Das Unglaublichste aber: Während des Vulkanausbruchs war eine Sternschnuppe zu sehen.
So viele Sternschnuppen, so viel Glück – ab jetzt wird alles gut. Weihnachten kamen wir zu Hause an, ich freute mich auf ein ruhiges Beisammensein – doch wir hatten eine Havarie. Während wir es im Wohnzimmer mit einer gemütlichen Bescherung versuchten, mühten sich die Installateure in Küche und Bad mit den Wasserleitungen.
Nach zwei Stunden meinten sie, sie müssten jetzt mit 96-prozentiger Schwefelsäure ran. „Es wird leider gleich nach faulen Eiern riechen.“ Und es duftete wirklich nicht nach Gänsebraten. Noch um Mitternacht saßen wir bei weit geöffneten Fenstern. Alles war anders, aber trotzdem schön. Danke Sternschnuppe.
Am Jahresanfang hielt ich dann bei einem Konzertabend einen kleinen Vortrag über Europa. Es war eine schöne Veranstaltung mit mehr als 500 Menschen, und ich kam nachts glücklich nach Hause. Obwohl ich glaube, dass Erfolg manchmal nur ein Missverständnis ist, war ich diesmal beseelt. Und mein Mann sagte: „Du kannst stolz auf dich sein. Auch, wenn du deinen Pullover linksrum anhast.“
Was? Ich schaute entsetzt an mir herunter. Da hing das Etikett. Nun zog der Abend nochmal an mir vorbei. Jede Gesprächssituation, alles. Seitdem warte ich nachts vergeblich auf eine Sternschnuppe. Einen Wunsch hätte ich jetzt noch ...