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Einen Pressetermin verpassen? Das kann passieren. Darf aber nicht passieren.
Ist aber passiert …

 

 

Bin mal gespannt, wie viele Kollegen ich von den anderen Medien treffen werde! Die Bedeutung dieses Termins wird sich wohl nicht jedem offenbaren. Am 2. Juli, so  das Programmheft, findet das „Klassentreffen Rock-Pop“  statt. Anlass ist das 60-jährige Jubiläum der  Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg“. Ein interessantes Ereignis. Ich verabrede mich mit einem Fotografen: 20 Uhr, Zellestraße 12. Bis dahin.
Schade eigentlich. Ausgerechnet an diesem Abend gibt es noch einen anderen schönen Termin. Ein Veranstalter lädt ein: „Liebe Freunde, am Mittwoch findet unser Sommerfest  am Badeschiff der Arena statt.“ Das klingt nach Cocktails im Sand, entspannten Gesprächen und bester Laune. Aber ich kann leider nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.
Die Musikschule ist wichtig.  Hier gab es die erste Tanzmusikklasse der DDR. Kurt Peukert gründete sie und war so  engagiert, dass drei Jahre später an allen Musikschulen in der DDR Tanzmusikklassen verbindlich wurden. Jedenfalls für die  Grundstufenausbildung. Die Oberstufe aber konnte man nur in Friedrichshain absolvieren.  Hier wurde man in Komposition, Improvisation, Blattsingen, Gehörbildung, Musikgeschichte und Ästhetik geschult.  Am Ende bekam man einen  Berufsausweis als Profimusiker.  Hier begannen Karrieren wie die von Toni Krahl, Dirk Michaelis und Tamara Danz oder Karat, Pankow und Rockhaus.
Doch nun zum Jubiläum gab es eine grottenschlechte Werbung. Im Prinzip gar keine. Fast hätte ich den Termin verpasst. Als ich gerade noch rechtzeitig  eintreffe, ruft meine Freundin Birgit an: „Abini, ich bin hier beim Sommerfest. Es ist toll. Wo bist du denn? Alle fragen nach dir?“
Tut mir leid. Muss arbeiten. Ist auch wichtig. Schade, ja. Ich lege auf und gehe in den Musiksaal. Viele Kinder und Eltern strömen mir entgegen.

 

zu spätSeltsam: Hier soll gleich ein Rocker-Klassentreffen stattfinden?
Ich frage einen Mann: „Bitte, wo ist das Rock-Pop-Treffen?“
Er sagte: „Bitte was? Nee, hier ist heute nichts mehr.“
Ich zeige ihm das Heft vom Bezirksamt. Er staunt: „Ist wohl ein Druckfehler, da steht Donnerstag, 2.7., heute ist aber Mittwoch, der 2.7.! Vermutlich ist morgen was. Allerdings weiß ich nichts davon.“
60-jähriges Jubiläum? Eine Frau kommt hinzu, schaut auf das Heft und sagt: „Das war fünf Jahren. Dieses Jahr wäre das 65-jährige, aber das feiern wir  ja gar nicht“. Wir betrachten das Heft  und entdecken plötzlich auch das Kleingedruckte: „Da, 2009!“
Ich bedanke mich artig, eile hinaus, sage  dem Fotografen ab,  sage  beim Sommerfest zu, setze mich ins Auto und bin fassungslos: Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich zu einem Pressetermin fünf Jahre zu spät gekommen!
Komisches Gefühl.
Nachts  sitze ich mit einem Cocktail im Sand bei entspannten Gesprächen.
Hätte nicht gedacht, dass ich heute noch so viele Kollegen von den anderen Medien treffen werde.