Ich habe – nicht immer, aber oft – ein Problem mit Beifahrern.
Und wenn ich selber Beifahrer bin, bin ich das Problem.

Beifahrer sagen oft törichte Sachen. Sätze wie: Ein Stoppschild ist kein Vorschlag! Oder: Wir hätten jetzt links lang gemusst! Oder eben: Rechts ist frei, kannst fahren!
Beifahrer mögen die Musik im Auto nicht. Sie vertragen keine Klimaanlage. Sie machen große Augen, ausladende Gesten, und sie wissen alles besser. Manchmal ist dann im Auto eine Stimmung – wie bei einem Sorgerechtsprozess.
Für den Fahrer gilt immer: Erstens, halte deine Gefühle raus! Zweitens, widersprich nicht, bloß weil Einbahnstraße auf dem Schild steht! Drittens, höre auf, den Mythos Beifahrer begreifen zu wollen!
Zum Glück ist meine Familie nicht so, mein Sohn ist sogar ein toller Beifahrer. Er findet den „Heini vor uns“ genauso „anstrengend“ wie ich. Und wenn sich ein Stau bildet, sagt er nur: „Schleichwege sind unsere Freunde!“  Egal, ob plötzlich Sackgassen entstehen, die Ampeln ausfallen oder die Autobahn nur noch einspurig ist – mein Sohn kennt die Alternativen und navigiert mich charmant vom Chaos weg.

BeifahrerIch wollte mal auf die Bahn umsteigen. Im Glauben, das ginge schneller. Mein erster Versuch war Eisenach: Der Zug fiel einfach aus! Erst hieß es nur: Verspätung. Also wartete ich noch, bis nach langer Zeit „ersatzlos“ und die „Bitte um Verständnis“ durchgesagt wurde.


Zweiter Versuch Fürstenwalde: Der Zug blieb schon hinter Erkner stecken („Oberleitungsschaden“), dann stand er lange auf der Strecke und fuhr schließlich zurück nach Karlshorst. Drei Stunden später stand ich wieder genau an demselben Bahnhof, an dem ich eingestiegen war – ohne auch nur einen Fuß in Fürstenwalde gehabt zu haben.

Kürzlich landeten wir um Mitternacht in Schönefeld. Zu spät, um noch den Airport-Express zu schaffen. Da standen wir mit dem Gepäck und waren ziemlich groggy. Ich zeigte auf die Taxis. Wir würden schnell zu Hause sein, nachts gibt’s keine Staus. Also stiegen wir ein, der Fahrer war sehr nett, wir plauderten über die Taxifahrer aus Berlin und die aus Brandenburg– und wer was darf. War ganz interessant.
Dann kamen wir in unserer Straße an. Machte 44 Euro und ein paar Zerquetschte. Ich sagte: „49“.
Der Taxifahrer schaute auf den 50-Euro-Schein und antwortete: „Das ist nicht ihr Ernst!“
Ich begriff erst nicht, dass ich aufrunden sollte. War wohl etwas pingelig von mir. Mein Versehen.
Mein Mann sagte, in jenem Moment saß ich „wie gemalt“ auf dem Sitz. Mit ausgestreckter Hand und großen Augen. „Wie das Stillleben eines törichten Beifahrers.“