Damals, als es noch keine Handys gab, da haben kleine Jungs vielleicht davon geträumt, ihre Mitschülerinnen nackt sehen zu können. Das war natürlich keine Persönlichkeitsrechtsverletzung – das war schlicht die Pubertät. Heute ist das Nacktscannen schon fast Realität.
Und morgen? Ist es vielleicht schon jenseits aller Reize.
Der Flughafen Amsterdam führt ab sofort Nacktscanner ein: als Reaktion auf den desaströsen Check, der es Umar Farouk Abdulmutallab am 25.12. ermöglichte, mit einem Sprengsatz durch die Kontrolle zu marschieren.
Jetzt wird der Ruf nach Nacktscannern laut, auch hierzulande. Dazu gibt’s kontroverse Meinungen. Kann sein, dass dieses Scannen erniedrigend wirkt und die Menschenwürde beeinträchtigt. Die Vorstellung, man wird da als harmloser Zivilist gescannt, ein Kontrolleur winkt vielleicht noch seine Kollegen ran und dann hört man alle lachen – ist wohl noch die unschädlichste Vorstellung.
Kann aber auch sein, dass für manchen solch ein gefühlter „Akt“ weniger schlimm ist als eine getastete Leibesvisitation. Dass einem Sicherheit lieber ist als Keuschheit.
Kann auch sein, dass das für die scannenden Kontrolleure (jemand muss ja die Maschinchen überwachen, die die Menschen überwachen) gar kein spannender Job wird – und sie sich nach angezogenen Mitmenschen sehnen. Dass alles seinen Reiz verliert – und nur die Gereiztheit der Passagiere bleibt. Kann auch sein.
Längst gibt es auf dem Handy-Markt so genannte Spaßanwendungen wie X-Ray Scanner, Partner Tracker oder Nackt-Scanner. Damit kann man viel Blödsinn machen, doch es gibt auch Software, mit denen man Barcodes scannen kann oder Musik definieren. Oder eben: tatsächlich Personen orten. Das aber hat kaum jemanden aufgeregt.
Aber geht jenes Orten nicht auch in die Persönlichkeitsrechte?
Und noch was: Dass sich seit 2004 jeder bei jedem in der Wohnung anmelden kann? Einfach so? Ohne Nachweis? Und ohne, dass der eigentliche Mieter, was davon erfährt? Dass seit November 2009 immer noch eine schriftliche Bestätigung des Wohnungsgeber genügt (die garantiert nicht gefälscht wird)? Dass der Mieter Infogebühren zahlen muss, wenn er erfahren möchte, wer sich alles unter seiner Adresse scheinangemeldet hat? Dass er die Fremdlinge nicht abmelden kann?
Ist das kein Eingriff ins Persönlichkeitsrecht?
Jeder könnte sich also unter meiner Adresse anmelden, jeder könnte mich mit dem Handy orten, jeder kann seinen Privat-Haushalt auf Geheimdienst-Niveau aufrüsten. So wenig Persönlichkeitsrecht war nie.
Wie sollen kleine Jungs da noch zum Träumen kommen?
Liebe Leser, ich wünsche uns allen 2010 möglichst wenig Fortschritt. Dafür viel Persönlichkeit.
Bleiben Sie aufrecht!
Verfasst am 30.12.09, 17:42 Uhr
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Kommentare
Man könnte meinen, die Regierung und die Sicherheitsindustrie hat nur auf einen geeigenten Anlass gewartet, um die Körperscanner einzuführen und stürzte sich nun wie das Raubtier auf die Beute um ein "Argument" zu haben.
Die FDP lehnte noch vor einem Jahr diese Dinger kategorisch ab, weil es so dermaßen in die Persönlichkeitsrechte eingreift. Woher nun plötzlich der Sinneswandel, übrigens der im gesamten im Bundestag vertretenen Parteien?
Es ist widerlich, dass die Regierung ihren eigenen Leuten pauschal mißtraut. Die Bundestagswahlen sind vorbei, jetzt schnell mißliebige Dinge durchdrücken, bevor der Wahlzirkus in NRW losgeht.
Wie war das? Wer die Freiheit auf Kosten der Sicherheit opfert, hat beides nicht verdient.
Verfasst von: Steffen | 04.01.10, 12:42 Uhr
Die Scanner wären für Wohnungssuchende bei Haus -und Wohnungsbesichtigung hilfreich, wenn Sie den Schimmel /Altlasten hinter Verkleidung /Gipsplatten anzeigen würden.
Verfasst von: frank | 21.01.10, 14:46 Uhr