Am Mittwoch dieser Woche habe ich mich auf etwas eingelassen, was nachhaltigen Eindruck bei mir gemacht hat.
Nun versuche ich, psychisch aufrecht zu bleiben - und vor allem physisch ...
Seit Mittwoch kann ich ohne Zögern einen Satz bilden mit den Worten „erbärmlich“, „Totalausfall“, „plumps“, „Schmerzen“, „aua“.
Aber von vorn:
„Achtung, der Impuls kommt!“, heißt es. Von da an gibt es alle vier Sekunden Stromstöße. Sie gehen durch die Beine, die Arme und den Oberkörper. Ich spüre eine anständige Muskelkontraktion. Erst kribbelt es, dann zuckt es. Die Regler werden immer höher gedreht. Am Ende bebt mein ganzer Körper. Ob ich böse war? Nein, ich war nur beim Sport.
In Berlin gibt es immer mehr EMS-Studios. EMS (elektrische Muskelstimulation) ist eine „Fitness-Revolution“, die zwar schon seit den 70ern in der Sportmedizin und Physiotherapie angewandt wird. Seit etwa fünf Jahren aber kann längst jedermann die "Muskeln aus der Steckdose" bekommen.
Ich gebe zu, mein Körper hat sich auf einen langen, harten Winter vorbereitet und etwas Fettgewebe angesetzt. Der Winter ist gekommen, aber er ist weder lang noch hart. Warum also nicht eine Probestunde nehmen? Vor allem eine Probestunde, die nur 20 Minuten lang ist? Also fahre ich zum Senefelder Platz.
Dort erfahre ich: 20 Minuten sind genug, um 600 Kilokalorien zu verbrauchen. 20 Minuten sind genug, um an seine Grenzen zu kommen. 20 Minuten sind genug, um etwa sechs Stunden Krafttraining zu ersetzen. Was für Versprechen! Sie klingen toll. Mir aber ist nur eines wichtig: 20 Minuten sind zu wenig, um die eigene Würde zu verlieren.
Das Training kann losgehen.
Der Trainer ist sehr aufmerksam, gibt sich große Mühe mit mir und fordert mich heraus. Offenbar soll bei mir ein eindrucksvoller Muskelkater provoziert werden. So etwas wirkt immer überzeugend. Dann soll ich es gut finden und weitererzählen. Natürlich durchschaue ich die Masche ...
Und, was soll ich sagen? Der Muskelkater ist da, das Training war gut, ich kann es weiterempfehlen!
Jedoch: Laufen kann ich kaum, Sitzen klappt nur gelegentlich, Liegen gar nicht. Die Tage sind erbärmlich, die Nächte noch schlimmer. Es ist der Schmerz, er irrt sich nie!
Ach, wäre ich doch nur so, wie ich dachte, dass ich wäre:
20 Jahre jünger – und ein komplett anderer Typ.
P.S.: Hier noch ein paar EMS-Kurzinfos
- Woher? Dieser Fitnesstrend kommt ausnahmsweise mal nicht aus Amerika (wie etwa Zumba, Powerplate, TRX-Training oder Crossfit), sondern aus Augsburg.
- Welche Wirkung? Elektrische Muskelstimulation klingt nach Muskel-Doping und Muskel-Doping klingt nach illegaler Substanz. Muskel-Turbo bezeichnet den Trainingseffekt genauso gut.
- Worauf beim Training achten? Kritiker bemängeln, dass beim EMS-Training die Koordinationskomponente und die Kondition zu kurz kommen. Deshalb gibt es Kraft-EMS (Muskelaufbau) und Cardio-EMS (Stoffwechselanregung durch anhaltende Stimulation). Wichtig beim Kraft-EMS: immer mit funktionalen Koordinationsübungen kombinieren, um auch die Alltagsmotorik und den Gleichgewichtssinn zu schulen. Anderenfalls gäbe es nur einen einseitigen Muskelaufbau.
- Wieviel kostet's? Es gibt Fitnessstudios für Menschen mit viel Zeit und wenig Geld - und es gibt Studios für Menschen mit wenig Zeit und etwas mehr Geld. So muss man mindestens mit ca. 20 €/je Übungseinheit rechnen.
Preisbeispiel fitbox: Ein Training kostet zwischen 19.90 € (12-Monatsvertrag) und 44,90 € (ohne Vertrag) - Wann trainieren? Da die Studios meist klein sind (2-4 Übungsplätze), sind vorab immer Termine zu vereinbaren. Der gute Nebeneffekt: Die Abbrecherquote ist hier gegenüber herkömmlichen Fitnesstudios geringer, da die Disziplin der Sportler größer ist. Denn jeder Termin ist auch eine Verabredung mit dem Personaltrainer, die man nicht so gern absagt wie das eigenverantwortliche Training.
- Wie oft? 1 x die Woche ist schon effektiv. Mehr als 3 x die Woche sollten/müssen es nicht sein.
- Was mitbringen? Lediglich Turnschuhe sind nötig. Sportbekleidung und Handtücher (fürs Duschen) gibt es in den Studios. Die Weste und Oberschenkel- bzw. Arm-bänder mit den Elektrodenpads stellen ohnehin die Studios.
- Welche Erfolge sind möglich? Beispielsweise bis zu 13 Kilo in 8 Wochen abzunehmen - oder bis zu 500 ml Flüssigkeit in 20 Minuten zu verlieren. Die Gewichtsabnahme funktioniert wie bei allen anderen Sportarten aber nur in Verbindung mit gesunder Ernährung (Essensumstellung).
- Welche Risikogruppen gibt es? Menschen mit Herzschrittmachern, Implantaten und Schwangere. Menschen mit Epilepsie, Diabetes, Spastiken, Hautproblemen oder Entzündungen im Körper sollten vorher ihren Arzt befragen.
- Welches Alter? Ab 18 Jahre, nach oben offen
Gutes Gelingen! Bleiben Sie aufrecht!